
Vom Beginn der SAC Sektion Grindelwald. Bis heute.
Schauplatz Berner Oberland:
Wie Grindelwald zum Alpendorf der Moderne wurde
Grindelwald war im 19. Jahrhundert eines der Schaufenster der neuen Alpenbegeisterung. Der Ausbau der Talstrasse (1860–1872) und der Bahnverbindungen (ab 1890) senkte die Schwelle in die Hochtäler – und öffnete dem Tourismus die Türe. Schon 1888 wandelte sich Grindelwald zum ersten ganzjährigen Kurort des Berner Oberlands; Wintersportarten wie Schlittenfahren, Curling, später Skilauf und Eishockey wurden Teil des Ortsbilds, die Hotellerie explodierte von 10 Häusern (1889) auf 33 (1914). Diese Verdichtung von Verkehr, Gastgewerbe und Alpinismus war die Bühne, auf der der SAC lokal Wurzeln schlagen sollte. Parallel dazu wurde die Hochalpenregion touristisch erzählt, vermessen und bestiegen. Schon im frühen alpinen Diskurs galt das Berner Oberland als das eine Hochalpengebiet der Schweiz mit lebhaftem Fremdenverkehr; Reiseberichte und alpinistische Notizen machten die Namen Eiger, Mönch, Jungfrau weit über die Region hinaus bekannt.


12. April 1907: Vereinsgründung im Eigersaal
Am 12. April 1907 gründeten alpinistisch geprägte Grindelwalder – darunter auch Bergführer – im Eigersaal die Sektion Grindelwald des Schweizer Alpen-Clubs. Der Zeitpunkt ist bezeichnend: Alpinismus war im Tal längst heimisch, die lokale Gesellschaft im Austausch mit Gästen, Führern, Hoteliers und Bahn-Ingenieuren. Der Gründungsimpuls spiegelte dieses „Netzwerk Dorf–Berg–Tourismus“ – und setzte sofort Kräfte frei. Die frühe Sektionsarbeit war klassisch: Ausbildung und Sicherheit, Tourenwesen, Jugendarbeit in Anfängen, und – als handfestes Zeichen – der Hüttenbau. In Protokollen und zeitgenössischen Berichten gilt die Hütte als sichtbarer Auftrag der Sektionen; sie ist Infrastruktur, Zuflucht und Sinnbild zugleich.
Konkordia-Hütte und das Kapitel Hasler
Kein Bauwerk erzählt das Selbstverständnis der Sektion so prägnant wie die Konkordiahütte auf dem Felsriegel über dem Konkordiaplatz am Aletschgletscher. Eine Hütte existierte dort schon seit 1877 (zunächst durch das SAC-Zentralkomitee; ab 1898 kam der Pavillon Cathrein hinzu). Zehn Jahre nach der Sektionsgründung errichtete die junge Sektion Grindelwald 1907/08 eine „dritte“ Hütte – getragen vom Tatendrang einer Neugründung und finanziell mitgetragen vom Berner Industriellen und Alpinisten Gustav Hasler. Das Material wurde in wenigen Wochen über die Jungfraubahn herangeschafft, der Aufbau gelang in rekordverdächtiger Zeit. Noch Jahrzehnte später blieb „Hasler“ im Hütten-Gedächtnis präsent. Hasler gehört zur DNA der Sektion: ein geprüfter Führer, ein erstklassiger Eisgeher, dessen Name bis heute in der Topographie nachhallt – etwa in der Haslerrippe am Aletschhorn. Zeitgenössische lokale Chroniken schildern ihn als Mitbegründer, Mäzen und Motor; alpinistische Profile verorten seine Touren im Herz der Berner Alpen. So überbrückt seine Biografie die Sphäre von Unternehmertum, Dorf und Hochgebirge – genau dort, wo die Sektion Grindelwald sich positionierte.

Die Konkordiahütte selbst wurde mehrfach erweitert, umgebaut und den Gletscherverhältnissen angepasst. Mit dem klimabedingten Rückgang des Eises stieg der Hüttenfelsen über den Konkordiaplatz – Stahltreppen wuchsen mit: Von einigen Dutzend Stufen in der Mitte des 20. Jahrhunderts bis zu mehreren hundert heute. Die Hütte blieb – trotz Verlagerung von Routen und Risiken – ein Dreh- und Angelpunkt der Hochtouren und ein Symbol für die Anpassungsfähigkeit alpiner Infrastruktur.
Das „Schwalbennest“ kehrt heim:
Die Berglihütte
Ein zweites Kapitel Sektionsgeschichte ist die Berglihütte – 1869 als erste Hütte „hinter dem Eiger“ gebaut und lange zentral für Touren auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Mit der Eröffnung des Jungfraujochs 1912 und dem späteren Bau der Mönchsjochhütte verlor sie ihre Schlüsselrolle – blieb aber als Zeitzeuge der Anfänge erhalten. 2009 wechselte die Hütte für einen symbolischen Franken von der Sektion Bern in das Eigentum der Sektion Grindelwald: ein kulturhistorischer Rücktransfer auf Grindelwalder Boden und ein Bekenntnis zur Pflege alpinen Erbes.

Ständiger Wandel zeichnet die SAC Sektion Grindelwald aus. Obwohl alteingesessen und fest verwurzelt, stellt man sich dem Neuen. Die Gletscherschmelze schreibt heute neue Wege in die Karte. An der Konkordiahütte lässt sich dieses „Sinken des Eises“ in Stufen zählen; Zustiege werden länger, exponierter, Steinschlagzonen wandern. Die Sektion begegnet dem mit baulichen Massnahmen, mit Information und mit einer Programmgestaltung, die Umsicht, Timing und Risikokompetenz in den Mittelpunkt rückt. Die Sektion wandelt sich und mit ihr die Mitglieder. Die Jugendorganisation ist ein wichtiges Standbein der Sektion, ihre Zukunft. Dank der heutigen Jugend wird die Sektion moderner und kann sich noch besser der Zukunft stellen.
Schauplatz Berner Oberland:
Wie Grindelwald zum Alpendorf der Moderne wurde
Grindelwald war im 19. Jahrhundert eines der Schaufenster der neuen Alpenbegeisterung. Der Ausbau der Talstrasse (1860–1872) und der Bahnverbindungen (ab 1890) senkte die Schwelle in die Hochtäler – und öffnete dem Tourismus die Türe. Schon 1888 wandelte sich Grindelwald zum ersten ganzjährigen Kurort des Berner Oberlands; Wintersportarten wie Schlittenfahren, Curling, später Skilauf und Eishockey wurden Teil des Ortsbilds, die Hotellerie explodierte von 10 Häusern (1889) auf 33 (1914). Diese Verdichtung von Verkehr, Gastgewerbe und Alpinismus war die Bühne, auf der der SAC lokal Wurzeln schlagen sollte. Parallel dazu wurde die Hochalpenregion touristisch erzählt, vermessen und bestiegen. Schon im frühen alpinen Diskurs galt das Berner Oberland als das eine Hochalpengebiet der Schweiz mit lebhaftem Fremdenverkehr; Reiseberichte und alpinistische Notizen machten die Namen Eiger, Mönch, Jungfrau weit über die Region hinaus bekannt.
